Sunday, January 21, 2018

Pacho Maglio: Der König des Tangos (1915)



Juan „Pacho“ Maglio, 1880-1934



Die folgenden Photographien erschienen 1915 in einer Wochenzeitschrift in Buenos Aires. Der Artikel ist einer der ersten, der einen Tangomusiker nicht als Einwohner der verarmten Vororte Buenos Aires darstellt, sondern als überaus erfolgreichen Berufsmusiker. Er schildert wenig über Maglios Leben und Laufbahn, aber zur Zeit seines Erscheinens der Name „Pacho“ allgemein bekannt. Maglio gehörte zur ersten Schallplattenprominenz der música criolla und des Bandoneons. 


 Pacho Maglio mit seiner Frau Teresa


Um 1915 war das Badoneon noch kein weit verbreitetes Instrument. Julio De Caro berichtet in seiner Autobiographie, dass die Ankunft eines neuen Bandoneons im Musikgeschäft seines Vaters eine kleine Sensation war. Ein guter Teil der Tangomusiker von Buenos Aires fand sich im Geschäft ein, um das Instrument zu begutachten


Ein Grund für die verhältnismäßige Seltenheit des Instruments war sein hoher Preis, der fünf mal höher lag als der einer Gitarre.




Auch für Maglios Familie war es ein teures Instrument. Der Vater spielte Bandoneon und Akkordeon. Schon als Kind wollte Pacho das Instrument sehnlichst spielen lernen, aber die Familie konnte es sich nicht leisten, ein ihm passendes Instrument zu kaufen, geschweige denn für Unterricht mit einem Lehrer aufzukommen. Erst als Jugendlicher begann er, Bandoneon zu spielen.


 Pacho Maglio als Vierjähriger

Wie andere Tangomusiker, die nicht in einem musikalischen Haushalt aufwuchsen, begann Maglio seine musikalische Karriere mit 18 Jahren, als er sich als Erwachsener von seinem Elternhaus unabhängig machen konnte. Vorher hatter in einer Werkstatt als Mechaniker gearbeitet, um zum Familienunterhalt beizutragen. 1898 nahm er Bandoneon-Stunden bei Domingo Santa Cruz (dem Komponisten von Unión Cívica), und ein Jahr später debütierte er als Berufsmusiker.

Pacho Maglio war der erste Bandoneonist, der als Solist auf Schallplatte aufgenommen wurde. Sein erstes Engagement in einem Café in einem Vorort von Buenos Aires brachte ihm 3 Pesos pro Tag ein. 15 Jahre später spielte er im Stadtzentrum und bezog ein stattliches Einkommen von monatlich 550 Pesos.


Seine erste Komposition, El Zurdo, wurde 1912 veröffentlicht und verkaufte 2.000 Kopien. Innerhalb der nächsten zwei Jahre folgten Un copetín, Armenonville, Cuasi nada, Adelita, Chile, und Anda pato, die alle in mehreren Auflagen erschienen.


 Zeitungswerbung für Schallplatten mit „Professor“ Juan Maglio, 1914


1912 begann er, Schallplatten für die nordamerikanische Firma Columbia aufzunehmen. „Pacho“ wurde ein allbekannter Name und Inbegriff für Tango-Schallplatten. Maglio gab an, dass er in 1914 (dem Jahr, in dem die obige Anzeige erschien) 12.000 Pesos durch Schallplatten einnahm.



© 2018 Wolfgang Freis

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