Saturday, July 29, 2017

Die zehn Gebote des perfekten Tänzers


(Aus Caras y Caretas, Buenos Aires, 1929)


I. Du sollst tanzen mit deiner ganzen Begeisterung, mit all deinen Sinnen und mit ganzen Herzen. Der Tanz ist ein Vergnügen, das alle Feierlichkeiten eines Rituals verlangt.

II. Du wirst der Führer deiner Partnerin sein, die dir in jedem Moment folgen und dich verstehen soll. Widrig wäre es, ihre Aufmerksamkeit durch Plauderei zu zerstören.

III. Dein rechter Arm ist die Hauptverbindung der Kommunikation zwischen deinem Gedanken und deiner Partnerin: Du wirst darauf achten, dass er ihr nicht gleichzeitig zu einem Folterinstrument oder zu einer Knittermaschine der Kleidung wird. Du kannst die mangelnde Dankbarkeit, die du in deiner Partnerin erweckt hast, auch beobachten, wenn sie nach dem Stück, das sie mit dir getanzt hat, den wenig erbaulichen Anblick bietet, sich wie nach einem Ringkampf die Kleidung ordnen zu müssen.

IV. Du sollst dein Jackett zuknöpfen. Vergiss nicht, dass Deine Partnerin kein Kätzchen ist, dass seinen Kopf in deinem Anzug verstecken will.

V. Du sollst deine Hand nicht ausstrecken, wenn du sie zu einem Stück einlädst. Der Tanz ist ein gemeinsames Vergnügen und kein Dienst, den man sich wie ein Almosen erbettelt. Bedenke auch wie armselig du aussehen wirst, wenn sie ablehnen sollte und du die Hand, die du unvorsichtigerweise ausgestreckt hast, wieder zurückziehen musst. Deine Regel soll sein, sich respektvoll der Auserwählten zu nähern, sie mit einer leichten Neigung des Kopfes zu grüßen und sie zu fragen, ob sie mit dir zu tanzen wünsche. Wenn die Antwort bejahend ausfällt, begleite sie, ohne ihr den Arm zu geben, zu dem Platz, an dem der Tanz beginnen soll. Nach dem Ende des Tanze wirst du sie in gleicher Weise zu ihrem Platz zurück begleiten. Bedenke: sie ist deine Partnerin und keine Beschützte wie den guten alten Zeiten des Menuetts und der Pavane.

VI. Du sollst deiner Partnerin nie sagen (selbst es eine traurige Wahrheit ist), dass dir Gewandtheit und Eleganz im Tanz unbekannt sind. Du wirst sie dahingehend beeinflussen, dass sie sich „gehemmt“ fühlt. Und mach dir keine Sorgen: sie wird dein Verhalten besser beurteilen, als du selbst.

VII. Du sollst immer mit einem Rück- oder Seitwärtsschritt beginnen. Dieses System wird es deiner Partnerin erleichtern, dich zu verstehen, und das Risiko einer Kollision ist verringert.

VIII. Du sollst der allgemeinen Richtung folgen, in der sich die anderen Tänzer bewegen. Es ist gut möglich, dass du deine vermeintlich unnachahmliche Gabe des Tanzens zur Schau stellen kannst, wenn du in der Mitte des Saales oder gegen die Strömung tanzt. Wenn Du aber die stummen Flüche, die dir die Mehrheit an den Kopf wirft, hören könntest, würdest du zweifelsohne sofort dein unsinniges Vorhaben abbrechen.

IX. Du sollst mit Natürlichkeit tanzen. Dies schließt Eleganz ein. Der menschliche Körper nimmt von selbst eine aufrechte Haltung an. Selbst ein Blinder sieht das Zwanghafte der Bewegung, wenn man sich eine andere aneignet.

X. Und dies sind die zehn Gebote, die einen guten Tänzer ausmachen: Du sollst tanzend tanzen! Jeder Verstoß zieht sofortige Bestrafung in Form von giftigen Kommentaren nach sich.





Übersetzung © Wolfgang Freis 2017

The Ten Commandments of the Perfect Dancer

(From Caras y Caretas, Buenos Aires, 1929)

I. You shall dance with all your enthusiasm, all your senses, and from the bottom of your heart. Dance is enjoyment that requires all the solemnity of a rite.

II. You shall be the guide of your partner, who shall follow and understand you at any moment. It would be improper to distract her attention with chatting.

III. Your right arm is the main channel of communication between your thought and your partner. You shall take care not to use it as an instrument of torture or a wrinkling machine for clothing at the same time. You may observe the lack of appreciation that you have roused in your partner also when she, after dancing with you, looks the pitiful sight of arranging her dress, as if she had participated in a match of Greco-Roman wrestling.

IV. You shall button up your jacket. Remember, your partner is no kitten wanting to hide its head in your suit.

V. You shall not extend your hand when inviting her to a piece. A dance is a mutual enjoyment and not a service to be begged for like charity. Consider as well how miserable you will look should she refuse and you have to withdraw the hand you so imprudently extended. Your rule shall be to respectfully approach the chosen one, to greet her with a slight inclination of the head, and ask if she wants to dance with you. If the response is affirmative, you shall accompany her, without giving her your arm, to the place where the dance will commence. At the end, you shall again accompany her in the same manner back to her seat. Remember: she is your partner and not your protegée, as in the good old days of the minuet and pavane.

VI. You shall never tell your partner that skill and elegance in dancing are unknown to you—even if it is the sad truth. You will influence her in such a way the she will feel “inhibited”. And, do not worry, she will be a better judge of your attitude than you are.

VII. You shall always begin with a back or side step. With this system it will be easier for your partner to understand you and the risk of a collision is diminished.

VIII. You shall follow the general direction in which the other dancers are moving. It is quite possible that you could show off what you think are your unequaled qualities as a dancer by dancing in the middle or against the flow. But if it were given to you to hear the silent curses directed at you by the majority, you would undoubtedly discontinue your absurd undertaking.

IX. You shall dance naturally. This includes elegance. The human body assumes an upright posture by itself: assuming a different one shows the forced character of your posture at a mile's distance.

X. And these are the ten commandments of the good dancer: you shall dance dancing. Every violation will receive immediate punishment in the shape of poisonous comments.




Translation © Wolfgang Freis 2017

Saturday, July 22, 2017

Tango oder Milonga?


Unter den Kompositionen der frühen Geschichte des Tangos gibt es einige Stücke, die von späteren Orchestern als Tangos sowie als Milongas eingespielt wurden. Den erfahrenen Tangotänzern werden die verschiedenen Versionen bekannt vorkommen, vielleicht ohne es zu bemerken, dass sie heute auf zwei verschiedene Weisen getanzt werden. Oder es wird überraschen, dass es eine andere Version gibt als die, die heute üblicherweise getanzt wird.


Ein auffallendes Beispiel dafür ist El Porteñito von Ángel Villoldo (1861-1919), das die meisten Tangotänzer als Milonga, eingespielt vom Orchester Ángel D'Agostino und gesungen von Ángel Vargas, kennen werden. Man kann das Stück aber auch als Tango vom Orchester Juan D'Arienzo oder—seltener—dem Orquesta Típica Victor, Canaros Quinteto Pirincho oder dem Orchester Adolfo Pérez hören. Villoldo bezeichnete El Porteñito als „tango criollo“ und nicht als Milonga. Tatsächlich komponierte Villoldo nur eine Handvoll Milongas, und die haben mit dem, was wir heutzutage unter Milonga verstehen, wenig gemein. Der größte Teil seiner Kompositionen sind Tangos—Tangos, denen verschiedene Attribute beigestellt wurden: „criollo“, „argentino“, „nacional”, „milonga”. Spätere Orchester spielten diese Stücke zumeist auf die eine oder andere Weise ein. Der „tango milonga” El Esquinazo und der „tango criollo” El Torito wurden üblicherweise als Milonga aufgenommen, der „tango criollo” La Morocha aber als Tango. Juan D'Arienzo arrangierte den „tango argentino” Bolada de aficionado als Milonga, den „tango criollo” Yunta brava aber als Tango.


Wir betonen noch einmal: Der Komponist bezeichnete all diese Stücke als Tangos. Wir werden uns hier nicht damit auseinandersetzen, warum Orchester sich entschlossen, die Stücke auf die eine oder andere Art zu spielen. Wir akzeptieren es schlicht als historische Gegebenheit. Wir werden aber aufzeigen, dass die unterschiedlichen Interpretationen eine begriffliche Veränderung von Tango und Milonga innerhalb der ersten vier Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts erkennen lassen. Wir konzentrieren uns auf die Kompositionen von Villoldo, dem „göttlichen Wesen unserer populären [argentinischen] Musik“ (Francisco Canaro), da diese damals wie heute sehr bekannt waren und sein Werk eine große Quellensammlung darstellt. Die Argumentation, die im Folgenden entwickelt wird, trifft aber ebenso auf andere Komponisten zu.

1. Die moderne Auffassung von „Tango” und „Milonga”



Tango stand von Anfang an mit Tanz in Verbindung. Die meisten Tangos waren instrumentale Stücke, die für Ensembles verschiedener Größe arrangiert wurden. Tangos mit Texten gab es zuerst relativ wenige. Wenn jedoch ein Text geschrieben wurde, thematisierte er häufig den Tango als Tanz sowie seine Tänzer. Der Erzähler von Villoldos El Torito z.B. rühmt sich seiner Geschicklichkeit beim Tanzen der argentinischen Nationaltänze (zu denen die Milonga allerdings nicht gezählt wird):



Dieser Rhythmus bildet das Bindeglied zwischen Villoldos Tangos und ihrer späteren Arrangements als Milongas. Obwohl die Differenzierung zwischen Milonga mit und Tango ohne Habanera-Rhythmus für Stücke, die nach 1930 geschrieben wurden, größtenteils zutrifft, kann dies für frühere Kompositionen nicht aufrechterhalten werden. Während der ersten zwei Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts wurde der Habanera-Rhythmus auch zu Tangos gesetzt.


Als Beispiel geben wir die untere Stimme des Klavier-Arrangements von Villoldo's „tango criollo“ Don Pedro wieder, die den Gebrauch des Habanera-Rhythmus veranschaulicht und dem einer Milonga sehr nahe kommt. Der Tango besteht aus drei Teilen (angegeben als A, B und C ), die hier ohne die üblichen Wiederholungen gespielt werden.


Villoldo, Don Pedro, Auszug, langsam


Der Habanera-Rhythmus zieht sich unverkennbar durch das ganze Stück. Der Unterschied zu einer Milonga liegt allein im Tempo. Würde man das Tempo anziehen und das Stück schneller spielen, könnte dieser „tango criollo“ leicht als Milonga getanzt werden:


Villoldo, Don Pedro, Auszug, schnell


Ist die Milonga dann also einfach ein schneller Tango mit dem Habanera-Rhythmus als Begleitfigur? Viele Tangos der dreißiger und vierziger Jahre könnte man so beschreiben. Aber—wie oben angedeutet—zwanzig Jahre früher wäre eine solche Differenzierung auf Grund nicht möglich gewesen, denn der Habanera-Rhythmus wurde auch in Tangos als ausgeprägte Begleitfigur angewandt. Darüber hinaus ist festzustellen, dass das Begriff „Milonga“ in der frühen Geschichte des Tangos eher mit Dichtung und Gesang als mit Tanzmusik oder einem speziellen Tanz assoziiert wurde.

2. Das “Repertorio Criollo”


Die Entwicklung des Tangos verlief—glücklicherweise—parallel zur Entwicklung der musikalischen Tonaufzeichnung. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts gab es in Argentinien noch keine Schallplattenindustrie. Schallplattenfirmen aus Europa und der Vereinigten Staaten schickten aber Techniker nach Buenos Aires, um dort Musik aufzunehmen. Die Aufnahmen wurden in die Heimatländer zur Verarbeitung zurückgeschickt, um schließlich als Schallplatten zum Verkauf wieder nach Argentinien gesandt zu werden.


Um Aufnahmen argentinischer von ausländischer Musik zu unterscheiden, wurden diese üblicherweise als „repertorio criollo“ gekennzeichnet. Das Adjektiv „criollo“ diente zur Identifizierung Musikstücken und -gattungen, die in Argentinien oder der Rio-de-la-Plata-Region entstanden waren. Tango und Milonga gehörten zu diesem Korpus der „einheimischen“ Musik, der eine große Anzahl von Lied- (estilo, décima, vidalita, triste, usw.) und Tanzformen (pericón, gato, zamba, chacarera, usw.) einschloss.


Vor der Einführung des Radios in Argentinien kündigten die größeren Schallplattenfirmen ihre Neuerscheinungen in Zeitschriften an. Zeitungsannoncen sind zwar keine Inventurlisten oder Verkaufsbilanzen, aber sie geben zu erkennen, was für Musik von Orchestern eingespielt und vom Publikum gekauft und gehört wurde. Zumindest zeigen sie an, welche Musik nach Ansicht der Schallplattenproduzenten bei ihren Kunden Anklang finden würde. Das folgende Inserat der nordamerikanischen Firma Victor, veröffentlicht im November 1906, kündigt das Eintreffen eines neuen „Criollo“-Katalogs an, der drei Monate vorher aufgenommen worden war.

Annonce Cassels & Co., Buenos Aires, 1906
Annonce von Cassels & Co., Buenos Aires, 1906



Die komplette Liste mit mehr als 140 Stücken besteht aus “Liedern, relaciones, Tangos, nationalen Liedern, Stücken für Orchester und Blaskapellen, usw.“. Milongas werden nicht erwähnt, aber ein Tango wird in der aufgegliederten Liste angeführt: Villoldos El Porteñito, gesungen mit Orchesterbegleitung von Frau de Campos. Tanzmusik wird nicht ausdrücklich erwähnt; dennoch könnten sich unter den Lieder und Stücken für Orchester oder Blaskapelle natürlich auch Tänze befinden.


Die folgende Annonce von Max Glücksmanns Casa Lepage aus dem Jahre 1909 enthält eine umfangreichere und ausführlichere Liste von Victor Schallplatten. Glücksmann war eine Schlüsselfigur in der Entwicklung von Tango und Film in Argentinien. Er hatte das Casa Lepage, die Firma seines früheren Arbeitgebers, 1908 erworben. Wie kein Zweiter erkannte er die Geschäftsmöglichkeiten von „Criollo“-Produkten und war maßgeblich an der Förderung des Tangos beteiligt. (In einem späteren Interview gab er an, sehr stolz darauf zu sein, drei Männer sehr reich gemacht zu haben: Roberto Firpo, Francisco Canaro und Carlos Gardel.)

Annonce Max Glücksmanns Casa Lepage, Buenos Aires, 1909
Annonce von Max Glücksmanns Casa Lepage Buenos Aires, 1909



Wie die Liste der Annonce von 1906 enthält auch diese hauptsächlich Gesangstitel (30 doppelseitige Schallplatten). Die größte Gruppe von Stücken (24) besteht aus Liedern mit Gitarrenbegleitung. Unter diesen befindet sich neben “Estilos”, “Décimas”, usw. auch eine Milonga, El Perro, gesungen von einem “Payador” (umherziehender Sänger).


Darüber hinaus befinden sich dreizehn Tangos in der Liste. Drei wurden mit Orchesterbegleitung von Alfredo Gobbi (Villoldo, El Porteñito und El Caprichoso), beziehungsweise Lea Conti (Tango de la Pollerita) gesungen. Das Orquesta Argentina Victor (Villoldos El Choclo und—noch einmal—El Porteñito, sowie Bevilacquas Apolo) und das Orchester des Apolo Theaters von Buenos Aires (Ruiz, Golpea que te van a abrir und Alarcón, Tirale mateca al gringo) nahmen fünf Tangos auf. Fünf weitere sind von Blaskapellen eingespielt worden (zwei davon durch John Philip Sousas Kappelle, wahrscheinlich in den Vereinigten Staaten).


Die Musiktypen der Liste können in drei Kategorien aufgeteilt werden. Die größte Gruppe setzt sich aus Liedern mit Gitarrenbegleitung zusammen. Orchester und Blaskapellen bilden eine weitere Gruppe: sie umfasst die meisten Tangos und einige „vals“ und kommt somit der Tanzmusik am nächsten. Die letzte Gruppe ist vielleicht am besten als Bühnenmusik bezeichnet, d.h. Musik, wie sie in einem Theater, Varieté oder Cabaret aufgeführt wurde. Hier finden wir humoristische Lieder und Szenen gesungen von Ángel Villoldo und/oder Alfredo Gobbi, sowie Rezitationen und Auszüge aus Bühnenwerken. Unter den Sängern befinden sich auch Schauspieler. Lea Conti und Arturo de Nava gehörten der Schauspieltruppe der Podestá Familie an. Conti war auch mit Antonio Podestá, dem zugeschrieben wird, die ersten Tangos für das Theater komponiert zu haben, verheiratet. Zweifelsohne wurden einige von diesen von Conti gesungen. Arturo de Nava wirkte in der selben Truppe als Galan und Tangotänzer mit.


Zwei Ereignisse des Jahres 1912 veränderten den Lauf der Tangogeschichte: Tango wurde zum Modetanz in Paris und der deutsche Schallplattenkonzern Lindström eröffnete die erste Produktionsanlage für Schallplatten in Argentinien. Max Glücksmann wurde zum Alleinvertreter für die Schallplattenmarke Odeon ernannt. Die Entwicklungen in Paris verschafften dem Tango auch in Argentinien eine größere Popularität, was unter Anderem zur Entstehung eines einheitlichen Tango-Orchesters beitrug (“orquesta típica”), das sich aus Violinen, Bandoneons, Bass und Klavier zusammensetzte. Glücksmann nahm die besten Musiker und Orchester für Odeon unter Vertrag: zuerst Roberto Firpo, dann Eduado Arolas und später Carlos Gardel und Francisco Canaro.

Annonce von Glücksmanns Casa Lepage, Buenos Aires, 1914

Annonce von Glücksmanns Casa Lepage, Buenos Aires, 1914



Die Musik wird nicht ausdrücklich als Tanzmusik angepriesen, aber die Auswahl der Stücke lässt erkennen, dass die Orchester auf diese Art Musik spezialisiert sind. Neben einer Handvoll „vals“ und nordamerikanischen Tänzen sind die meisten Stücke Tangos. Milongas fehlen in der Liste.

Annonce Victor Talking Machine Co., Buenos Aires, 1917

Annonce Victor Talking Machine Co., Buenos Aires, 1917

Im zweiten Jahrzehnt des zwanzigsten Jahrhunderts entwickelte der Tango eine stärkere Identität als Tanzmusik. Das „repertorio criollo” der obigen Annonce teilt sich in Gesangs- und Tanzmusik. Blaskapellen und (Theater-) Orchester wurden durch „orquestas típicas“ und (auch allmählich verschwindenden) „rondallas“ (d.h., Orchester mit einer Besetzung von Violinen, Mandolinen, Flöte und Klavier) ersetzt . Tango ist der mit Abstand am häufigsten aufgenommene Tanz, gefolgt von „vals“ und einem gelegentlichen „criollo“ oder „ausländischem“ Tanz. Eine Milonga gibt es weder als Gesangs- noch als Tanzstück.  


Während der 1920-iger Jahre findet man in Schallplattenannoncen gelegentlich Stücke, die als Milongas gekennzeichnet sind. Dies sind aber nicht Tanzstücke, sondern Lieder, üblicherweise mit Gitarrenbegleitung. Im folgenden Beispiel finden sich zwei solcher Milongas: eine wurde von Rosita Quiroga komponiert und gesungen, die andere vom Duo Néstor Feria („El Gaucho Cantor“) und Italo Goyeche.

Annonce Discos Victor, Buenos Aires, 1923

Annonce Discos Victor, Buenos Aires, 1923

Zusammenfassend lässt sich feststellen: Aus Verkaufsannoncen für Musikschallplatten der ersten drei Jahrzehnte des zwanzigsten Jahrhunderts läßt sich schließen, dass Tangos seit dem Beginn von Musikaufzeichnungen in Argentinien aufgenommen und verkauft wurden. Die Standardisierung des Tango-Orchesters und eine Konzentrierung auf Tanzmusik begann nach 1912, als Tango in Paris populär geworden war und weltweite Aufmerksamkeit erregt hatte. Schallplatten mit Milongas wurden dagegen selten inseriert, und diese Stücke wurden nicht von Orchestern aufgenommen, sondern waren Lieder mit Gitarrenbegleitung.

3. Die Bedeutung von“Milonga” und “Milonguero” vor 1930


Tango stand von Anfang an mit Tanz in Verbindung. Die meisten Tangos waren instrumentale Stücke, die für Ensembles verschiedener Größe arrangiert wurden. Tangos mit Texten gab es zuerst relativ wenige. Wenn jedoch ein Text geschrieben wurde, thematisierte er häufig den Tango als Tanz sowie seine Tänzer. Der Erzähler von Villoldos El Torito z.B. rühmt sich seiner Geschicklichkeit beim Tanzen der argentinischen Nationaltänze (zu denen die Milonga allerdings nicht gezählt wird):

Aquí tienen a “El Torito",
el criollo más compadrito
que ha pisao la población.
Dondequiera me hago ver
cuando llega la ocasión.
Pa' la danza soy ladino,
y en cualquier baile argentino
donde yo me he presentao,
al mozo más bailarín
he dejao acobardao.


En los bailes nacionales
nadie nos puede igualar,
pues yo y mi prenda formamos
La pareja sin rival.
Lo mismo bailamos tango
que gato con relación,
la zamacueca, el cielito,
la huella y el pericón.
Hier ist er, “der kleine Stier”,
der dreisteste criollo,
der jemals die Ortschaft betrat.
Ich zeige mich überall,
wenn ich dazu Gelegenheit habe.
Ich bin gewieft im Tanz,
und in jedem argentinischen Tanz,
in dem ich aufgetreten bin,
hab' ich selbst den tänzerischsten Burschen

eingeschüchtert zurückgelassen.  

...

In den Nationaltänzen
kommt uns keiner gleich,
denn meine bessere Hälfte und ich
sind ein unvergleichliches Paar.
Wir tanzen Tango genauso wie
gato zu einer relación,
die zamacueca, den cielito

die huella und den pericón.



Im Gegensatz zum Tango ist die Beziehung der Milonga zum Tanz vieldeutiger. Es gibt Textquellen, in denen Situationen beschrieben werden, bei denen man zur Musik einer Milonga tanzte, aber solche Darstellungen gehen nicht über Allgemeines hinaus und machen keine Angaben über den Tanz selbst. Der Grund dafür liegt teilweise in der Verwendung des Begriffes „Milonga“, der nicht nur zur Bezeichnung eines Musiktyps benutzt wurde, sondern auch in einem weiteren Sinne für Veranstaltungen, bei denen Musik gespielt wurde; und in einem spezifischeren Sinne für Veranstaltungen, bei denen Gedichte vorgetragen wurden—gesungen zur Begleitung einer Gitarre.

Abbildung, “La Milonga del Cocoliche”, Caras y Caretas, Buenos Aires, 1916

Abbildung, “Die Milonga des Cocoliche”, Caras y Caretas, Buenos Aires, 1916

Der Begriff „Milonga“ hatte folglich eine starke Verknüpfung mit der Dichtung und dem gesungenen Vortrag eines Gedichtes. Im Argentinien des späten neunzehnten und frühen zwanzigsten Jahrhunderts war dichten ein weit verbreitetes Hobby und in allen Bevölkerungsschichten beliebt und ausgeübt. Die Milonga war neben vidalitarelacióndécimatriste, usw. eine der üblichen poetischen Formen, die mit oder ohne Gitarrenbegleitung gesungen vorgetragen wurden.



José Betinotti, Milonga Obsequio, 1913


Milongas sind Gedichte mit einem erzählenden Texten, d.h. sie bestehen aus einer Anzahl von Strophen und geben eine Geschichte wieder. Je nach Erzähler kann der Text eine Szene aus dem Land- oder Stadtleben wiedergeben, aber viele sind Schilderungen von Trübsal und verlorener Liebe.

Es ergibt sich aus der Verbindung von Milonga und Dichtung, dass ein „Milonguero“ kein Tänzer (die moderne Assoziation) war, sondern ein Dichter oder Sänger von Milongas. Der Journalist Ricardo Sanchez beschrieb den Milonguero in 1920 als das städtische Gegenstück zum ländlichen umherziehenden Sänger, dem Payador:

Der Milonguero ist in den Republiken des Rio de la Plata weit bekannt. Seine Wesensart hat etwas vom Payador, dem Gaucho-Dichter (bewundernswert beschrieben von Ascasubi). Jedoch mit der Ausnahme, dass der Letztere mit Improvisationen zum Takte der Musik breitere Horizonte umfasst und seine Inspiration vom inbrünstigen patriotischem Lied, das mitreißt, bis zum berührenden sentimentalem triste steigert. Der Erstere pflegt eine spezielle, besonders gekennzeichnete Gattung mit einem vorstädtischem Aroma, das seinen Gefährten zusagt.


Es gibt einen weiteren Unterschied. Der Payador ist ein ausschließlich ländlicher Typ. Er ist der Troubadour des Hochlands und seine Bühne sind die ländlichen Bodegas und Unterkünfte. Den Milonguero trifft man nur in den Städten an. Die Stätten seines Wirkens sind die kleinen Cafés der Vororte und die als academias bekannten Tanz- und Spielhallen, wo die erlesensten Artgenossen der Unterschicht zusammenkommen.

Es gibt nur wenige echte Milongueros unter uns. Die meisten, die sich so nennen, sind nichts als routinemäßige Imitatoren; oder: weil sie der spontanen Inspiration ihrer Vorgänger ermangeln, singen sie nur, was sie auswendig gelernt haben. Die anderen aber sind meistens originell und reizend.


Die Verbindung von Milonga und Gesang setzte sich auch in den zwanziger Jahre fort und schlug sich auch in Tangos nieder. Der Text von Carlos di Sarlis Milonguero viejo (ein Stück das Osvaldo Fresedo gewidmet war), beschreibt die nächtliche Serenade eines Milongueros:

El barrio duerme y sueña
al arrullo de un triste tango llorón;
en el silencio tiembla
la voz milonguera de un mozo cantor.
La última esperanza flota en su canción,
en su canción maleva
y en el canto dulce eleva
toda la dulzura de su humilde amor.
Das Viertel schläft und träumt
zum Wiegenlied eines traurigen, wehleidigen Tangos;
durch das Schweigen zittert
die Milonguera-Stimme eines jungen Sängers
Die letzten Hoffnung zieht sich durch sein Lied,
in seinem verführerischen Lied
und wonnigem Gesang erhebt sich
die ganze Süße seiner demütigen Liebe.


Enrique Carrera Sotelo, Milonguero viejo


Selbst in 1932, als Homero Manzi und Sebastián Piana ihre „Milonga sentimental“ komponierten und damit den Keim für eine neue Art Milonga schufen, war die Erzählende eine Sängerin:

Milonga pa' recordarte.
Milonga sentimental.
Otros se quejan llorando
yo canto pa' no llorar.
...
Milonga que hizo tu ausencia.
Milonga de evocación.
Milonga para que nunca
la canten en tu balcón.
Milonga, um dich zu erinnern,
sentimentale Milonga.
Andere klagen weinend,
ich singe, um nicht zu weinen.
Milonga, die deine Abwesenheit schuf,
Milonga der Erinnerung.
Milonga, damit sie sie nie

auf deinem Balkon singen.


Homero Manzi: Milonga Sentimental


4. Tango und Milonga als musikalische Formen



Die unterschiedlichen Verwendungen of Tango und Milonga ließen verschiedene musikalische Strukturen entstehen. Da die Musik der Milonga der Begleitung eines Textes diente, wurde sie einfacher gehalten, um nicht vom gesungenen Vortrag des Milongueros abzulenken. Benottis Milonga Obsequio (siehe oben), beginnt mit einer kurzen, vier Takte langen Einleitung der Gitarre (a). Dann singt Benotti die erste Strophe der Milonga, die aus zwei Phrasen von acht, beziehungsweise zwölf Takten besteht (bc). Die Einleitung der Gitarre wird dann wiederholt, und die zweite Strophe wird gesungen, usw. Die sich daraus ergebende musikalische Form ist ein einfaches, sich wiederholendes Schema von Einleitung und Strophe:

a bc a bc a …


Tango war dagegen hauptsächlich Instrumentalmusik, und die musikalische Form musste kunstvoller sein, um sie für dem Hörer interessanter zu machen. Wir merkten oben an, dass der Tango „Don Pedro“ aus drei Abschnitten bestand, dessen dritter Teil (C) als „Trio“ gekennzeichnet wurde. Eine solche dreiteilige Aufteilung ist typisch für Tangos, die vor 1930 komponiert wurden.


Jeder dieser Abschnitte hat seine eigenen Melodien, die so gesetzt sind, dass sie sich im Charakter hörbar von den anderen unterscheiden. Dazu sind die Abschnitte harmonisch voneinander abgegrenzt; oft ist es das „Trio“, das die auffälligste harmonische „Farbe“ beiträgt. Die frühen Komponisten wie Villoldo gingen dafür gerne in die Paralleltonart (Moll oder Dur je nach der Haupttonart), die späteren bevorzugten die Varianttonart (z.B. von A-Moll nach A-Dur, usw.).


Man kann die Abschnitte als Bausteine betrachten, aus denen sich eine Komposition mit Hilfe von Wiederholungen zusammensetzt. Ein Wiederholungsschema kann sich als AB C AB, ABC ABC A oder anders aufbauen. Es gibt keine allgemein gültige Regel, wie das Schema ausgeführt werden muss. Tatsächlich ergibt sich das musikalisch Interessante gerade aus der Vielfalt, in der ein Tango formal konstruiert werden kann. Ein Wiederholungsschema zu variieren gehörte daher auch zu den Mitteln, eine neue Version zu schaffen, die sich von denen der anderen Orchester unterschied.

5. Vom Tango zur Milonga: Villoldos El Porteñito



El Porteñito ist eine der erfolgreichsten Tangos Villoldos. Schon 1906 wurde er zum ersten Mal eingespielt, und es folgte eine lange Serie von Aufnahmen, die sich bis in unsere Tage fortgesetzt hat. Die oben angeführten Zeitungsannoncen von 1906 und 1909 zeigen drei Versionen auf: zwei für Gesang und Orchester (gesungen von „Frau de Campos“ beziehungsweise Alfredo Gobbi) und eine Orchesterversion, gespielt vom Hausorchester der Schallplattenfirma Victor.

Als einer der wenigen Tangos mit Text wurde El Porteñito von vielen Sänger aufgenommen. Das folgende Beispiel gibt die französische Sängerin Andrée Vivianne (oder Andhrée Viviane) wieder, die für einige Jahre in Buenos Aires auftrat und dort den Tango im Jahre 1909 aufnahm.


El Porteñito, Andrée Vivianne, 1909


Wenn der Habanera-Rhythmus und das Tempo der Orchestereinleitung auch an eine modern Milonga erinnern, so verändert sich der Charakter des Stückes jedoch, sobald die Sängerin mit der ersten Strophe einsetzt. Das Tempo verlangsamt sich erheblich. Das vorgetragene Stück ist kein Tanz; es wäre einem tanzenden Publikum zu schwierig den vielen Tempowechseln, Ritenuti und Fermaten zu folgen. Die Aufnahme gibt den typischen Konzertvortrag eines Liedes wieder, wie er in einem Theater, Varieté oder Cabaret dargeboten wurde.


Alfredo Gobbi und seine Frau Flora Rodríguez nahmen eine ähnliche Version auf, auch mit Orchesterbegleitung. Sie änderten allerdings den Text und verwandelten das Stück in eine andere Art des Bühnenvortrags, der ihre Spezialität war: eine komische Szene. El criollo falsificado erzählt die Geschichte eines Immigranten in Buenos Aires, der vorgibt, ein echter „criollo“ zu sein und sich seiner Fähigkeiten im Tango tanzen rühmt. Sein entstelltes Spanisch und tollpatschiges Auftreten stellen ihn aber als einen neu eingetroffenen „Bauern-Gringo“ bloß, der prompt von der echten „porteña“ Flora Rodríguez verhöhnt wird.


El Criollo Falsificado, Flora Rodríguez und Alfredo Gobbi, 1906


In dieser Aufnahme sind die Zwischenspiele des Orchesters zwischen den einzelnen Strophen des Gesangs durch Dialoge ersetzt worden. Die Darbietung ist noch weniger ein Tanz als Viviannes Einspielung. Da der Text aber vom Tango tanzen handelt, ist es durchaus wahrscheinlich, dass die Gobbis während einer Aufführung selbst tanzten—einen Tango natürlich.


Die folgende Version von El Porteñito, 1949 von Adolfo Pérez und seinem Orquesta Típica de la Guardia Vieja, ist eigentlich die jüngste, die wir hier vorstellen werden. Vom Namen des Orchesters und seiner Besetzung (Bandoneons, Violinen, eine Flöte und zwei Gitarren anstelle eines Klaviers und kein Kontrabass) ist aber ersichtlich, dass das Orchester einen älteren Stil wiedergeben wollte.


El Porteñito, Adolfo Pérez und das Orquesta Típica de la Guardia Vieja, 1949


Die Aufnahme von Pérez ist eine eigenartige Interpretation von El Porteñito, denn sie vermischt Elemente aus unterschiedlichen Phasen der Tangoentwicklung. Eine Besetzung mit Flöte und Gitarren war charakteristisch für Tango-Orchester um 1915. Zu der Zeit wurden Melodie und Begleitung klar getrennt und der Gitarre durchgehend der Habanera-Rhythmus als Begleitfigur zugeteilt. Genau wie die einzige Flöte, waren Violinen und Bandoneons oft nur mit einem Instrument vertreten. Diese Instrumente spielten die Melodie größtenteils zusammen und fügten nur gelegentlich Verzierungen hinzu. Die Orchestrierung von Pérez ist wesentlich komplexer als die der frühen Tangos. Er fügt viele Nebenmelodien, vollklingende Harmonien und lebhafte Bassfiguren hinzu, die man eher von einem Symphonieorchester als einer Tangokapelle erwarten würde. In diesem Sinne ist Pérez' El Porteñito ein Produkt der 1940-iger Jahre, das als langsamer Tango mit Habanera-Rhythmus herausgeputzt wurde, um „historisch“ zu klingen.


Die Wiedergabe von El Porteñito durch das Orquesta Típica Victor ist dagegen typisch für den Stil der späten 1920-iger Jahre. Im Gegensatz zu den vorangegangenen Beispielen ist hier der punktierte Habanera-Rhythmus aus der Begleitung vollkommen verschwunden. Dafür hört man in den tiefen Bandoneons und dem Klavier gleichwertige Achtelnoten, die sich wie ein Pulsschlag durch das ganze Stück ziehen. Es gibt dem Stück einen marschähnlichen Charakter, der klar macht, wofür diese Musik gespielt wird: zum Tanzen, d.h., Tango.


El Porteñito, Orquesta Típica Victor, 1928


Juan D'Arienzo nahm eine Reihe von Villoldos Tangos auf: einige als Milongas, andere (einschließlich El Porteñito) als Tango. Zwischen seiner und der neun Jahre früher aufgenommenen Version der Típica Victor besteht stilistisch kein großer Unterschied. Beide Orchester haben den Habanera-Rhythmus fallen gelassen, spielen in der gleichen Instrumentierung und ungefähr im gleichen Tempo. Unterschiede sind eher im persönlichen Stil der Orchester zu erkennen. D'Arienzo lässt z.B. im Abschnitt C und in der letzten Wiederholung des A Abschnitts die Bandoneons eine variación spielen. Und—als ob er unterstreichen wollte, dass seine Version ein Tango ist—veränderte er die rhythmische Struktur, besonders im Abschnitt B, mit zusätzlichen síncopas.


El Porteñito, Orquesta Típica Juan D'Arienzo, 1937


Unser letztes Beispiel, Ángel d'Agostinos Aufnahme von El Porteñito aus dem Jahre 1943, ist heute vielleicht die bekannteste Version.


El Porteñito, Orquesta Típica Ángel d'Agostino, 1943


Die Aufnahme ist gutes Beispiel für eine „moderne“ Milonga: ein Tanzstück mit schnellem Tempo und einem klar definiertem Habanera-Rhythmus als Begleitfigur. Diese Milonga ist kein Lied, kein gesungenes, von einer Gitarre begleitetes Gedicht. Der Text wurde umgeschrieben und gekürzt, um nur in den beiden Wiederholungen des B Abschnitts gesungen zu werden. Im Vergleich zu den oben angeführten gesungenen Versionen von El Porteñito ist der Text hier von untergeordneter Bedeutung. Aus dem Lied wurde eine Milonga, wie wir sie heute verstehen: ein Stück Tanzmusik.


Es ist offensichtlich, dass sich von den 1920-iger Jahren bis zur Zeit von d'Agostinos Aufnahme das ganze Konzept der Milonga verändert hatte. Dies ist eine Geschichte für sich, die den Rahmen dieser Arbeit sprengen würde. Um jedoch noch einmal zu zeigen, dass Musiker vor und nach 1930 eine andere Auffassung von der Milonga hatten, wollen wir noch ein weiteres Beispiel anführen.


In den späten 1920-iger Jahren wurden viele Aufnahmen mit Titeln veröffentlicht, die sich auf die Milonga beziehen: „Cuando llora la milonga”, „Milonga”, „Milonga con variación”, „Milonga canyengue”, „La eterna milonga”, „Milonga criolla” (Canaro, 1928), usw. Diese Stücke waren aber alle Tangos. Selbst Canaros „Milonga criolla“ aus dem Jahre 1928 ist ein Tango und nicht mit der bekannten Milonga „Milonga criolla“ aus dem Jahre 1936 identisch. Drei Jahrzehnte später nahm er den Tango „Milonga criolla“ noch einmal auf—diesmal aber unter dem Titel „Arrabalera“ und bearbeitet als ... eine Milonga.


Orquesta Típica Francisco Canaro (1936, 1928), Quinteto Pirincho (1960)



© 2017 Wolfgang Freis.

Sunday, July 16, 2017

Tango or Milonga?

Among compositions written during the early part of tango history, there exist a number of pieces that have been recorded by later tango orchestras as both tangos and milongas. The different versions of some pieces will sound familiar to the experienced tango dancer, perhaps without realizing that these tangos are danced today in two different ways. Or, it may instead come as a surprise that another version exists, not to be danced the way it is customarily done today.

A striking example is El Porteñito by Ángel Villoldo (1861-1919), which most tango dancers will know as a milonga performed by the orchestra of Ángel D'Agostino, sung by Ángel Vargas. Yet, one can also hear it performed as a tango by the orchestra of Juan D'Arienzo and—less frequently—by the Orquesta Típica Victor, Canaro's Quinteto Pirincho, and Adolfo Pérez. Villoldo himself defined El Porteñito a “tango criollo”, not a milonga. In fact, Villoldo composed hardly any milongas, and those have little in common with milongas as we understand them today. The largest part of his output consists of tangos—tangos with a variety of attributes besides “criollo”: “argentino”, “nacional”, “milonga”. Later tango orchestras recorded these pieces generally one way or another. For example, the “tango milonga” El Esquinazo and the “tango criollo” El Torito were usually recorded as milongas, and the “tango criollo” La Morocha as a tango. D'Arienzo arranged the “tango argentino” Bolada de aficionado as a milonga, but the “tango criollo” Yunta brava he played as a tango.

We repeat: The composer labeled all these pieces tangos. It will not concern us here why orchestras chose to perform the pieces one way or another. We simply accept it as a historic fact. We will suggest, however, that the variant interpretations evince a conceptual change of tango and milonga within the first four decades of the twentieth century. We focus on compositions by Villoldo—the “numen of our [Argentinian] popular music” (Francisco Canaro)—because they were and still are widely known and his œuvre provides an ample source of examples. The argument presented below applies to the work of other composers as well.

1. A Modern View of “Tango” and “Milonga”


Today, tango is almost exclusively regarded as dance music. From that perspective, the milonga is distinguished from tango by having a faster tempo and by having a continuous rhythmic foundation. The rhythmic foundation is provided by a distinct rhythm that originated from the Cuban “habanera”.


It is this rhythm that forms the link between Villoldo's tango compositions and their later arrangements as milongas. While the distinction of a milonga employing the habanera and a tango not using it holds true for tango music from the 1930s on, this cannot be said of pieces written during the first two decades of the twentieth century. During that period, tangos used the habanera rhythm for rhythmic accompaniment as well.

As an example, we have extracted the lower part of a piano score of Villoldo's “tango criollo” Don Pedro, which shows a use of the habanera rhythm that is very similar to what one might expect of a milonga. The tango consists of three sections (indicated as A, B, C, respectively) that are played in the example without the customary repetitions.


Villoldo, Don Pedro, excerpt, slow

The habanera rhythm is prevalent throughout the piece. The only difference to a milonga is the slow tempo. Were we to speed up the tempo, the “tango criollo” could easily be danced as a milonga:


Villoldo, Don Pedro, excerpt, fast

Is a milonga, then, simply a fast tango with the habanera rhythm as an accompaniment figure? For many milongas of the 1930s and 1940s, such a description would hold true. But, as we have pointed out already, some twenty years earlier, the distinction based on the habanera rhythm could not have been made. The rhythm was then prevailing in tangos as well. Furthermore, it turns out that in the early days of tango, the word “milonga” was commonly associated with poetry and song rather than with dance music or a specific dance.

2. “Criollo” Music


The development of tango runs parallel—luckily—to the development of music recording. At the beginning of the 20th century, Argentina did not have a music recording industry. However, foreign companies from the United States and Europe sent engineers to Buenos Aires who recorded local musicians. These recordings were sent back to the factories in the US or Europe and manufactured into records. The recording companies then shipped the records (together with other recordings from their inventory) back to be sold in Argentina.

In order to distinguish Argentinian recordings from foreign ones, the former were customarily referred to as the “repertorio criollo”. The adjective “criollo” was employed to identify music pieces and genres that originated in Argentina or the countries of the River Plate region. Tango and milonga were part of this body of “native” music, which included a great number of song (estilo, décima, vidalita, triste, etc.) and dance forms (pericón, gato, zamba, chacarera, etc.).

Before the advent of radio in Argentina, the larger record companies advertised their new releases in newspapers and magazines. While advertisements are not sales records or stock lists, they do give an insight into what kind of music the orchestras played and was listened to by the audience. At the very least, music record advertisement shows what kind of music the recording companies thought would resonate with their customers. The following advertisement of the North-American record company Victor, published in November 1906 for records to be sold at the Cassels department store in Buenos Aires, announces the arrival of a “new criollo catalog” that had been recorded three months earlier.

Advertisement Cassels & Co., Buenos Aires, 1906
Advertisement Cassels & Co., Buenos Aires, 1906


The total list of more than 140 pieces consists of “songs, recitations, tangos, national arias, orchestra and [wind] band pieces, etc.”. Milongas are not mentioned; but there is one tango in the itemized list: Villoldo's El Porteñito, sung by Mrs. de Campos to the accompaniment of an orchestra. There is no particular mention of dance music, but songs and pieces performed by bands and orchestras could, of course, include dances.

A more extensive and detailed list—also by Victor—is given in the following advertisement of the Casa Lepage of Max Glücksmann, published in 1909. Glücksmann was a key figure in the development of film and music in Argentina. He had acquired Casa Lepage, the company of his former employer, in the preceding year. Like no other, he saw the business potential for “criollo” products and was instrumental in the promotion of tango. (In a later interview, he stated that he was very proud of having made three men very rich: Roberto Firpo, Francisco Canaro, and Carlos Gardel.)

Advertisement Casa Lepage of Max Glücksmann, Buenos Aires, 1909
Advertisement Casa Lepage of Max Glücksmann, Buenos Aires, 1909


Like the advertisement of 1906, the list consists largely of vocal music (30 double-sided records). The largest group of pieces is made up of songs accompanied by guitar (24 pieces). Among “estilos”, “décimas”, etc. there is also one milonga, El Perro, sung by a “payador” (itinerant singer).

Moreover, the list includes also 13 tangos. Three are sung with orchestra accompaniment by Alfredo Gobbi (Villoldo's El Porteñito and El Caprichoso) and Lea Conti (Tango de la Pollerita), respectively. Five tangos were recorded by the Orquesta Argentina Victor (Villoldo's El Choclo and, again, El Porteñito, as well as Bevilacqua's Apolo) and the orchestra of the Apolo Theater of Buenos Aires (Ruiz, Golpea que te van a abrir and Alarcón, Tirale mateca al gringo). Five more tangos are performed by wind bands (two of them were recorded—most likely in the United States—by the wind band of John Philip Sousa).

The types of music present in the list could be categorized into three groups. The largest group consists of songs with guitar accompaniment. Wind bands and orchestras make up another group; it includes most of the tangos and some valses and thus comes closest to dance music. The third group is perhaps best described as music for the stage, that is, music that would be performed in a theater, varieté, or cabaret. There are comic songs and scenes sung by Ángel Villoldo and/or Alfredo Gobbi, recitations, and music numbers from plays. There are also actors among the performers. Lea Conti and Arturo de Nava were actors of the troupe of the Podestá family. Conti, in fact, was married to Antonio Podestá, who is credited to have been the first to compose tangos for the theater (some of them undoubtedly sung by his wife). Arturo de Nava also acted with the Podestá troupe as a galan and tango dancer.

Two events in 1912 changed the course of tango history: tango became a fashionable dance in Paris, and the German recording enterprise Lindström opened the first record manufacturing plant in Argentina, making Max Glücksmann the exclusive representative for its Odeon label. The developments in Paris popularized tango also in Argentina, which led to the emergence of the “orquesta típica”—a standardized small orchestra consisting of violins, bandoneons, bass and piano—that performed tango music. Glücksmann took the best musicians under contract: at first Roberto Firpo, then Eduardo Arolas, Carlos Gardel, Francisco Canaro, etc.

Advertisement Casa Lepage of Max Glücksmann, Buenos Aires, 1914
Advertisement Casa Lepage of Max Glücksmann, Buenos Aires, 1914


The music is not specifically advertised as dance music but it is clear from the repertory that the orchestras specialize in this kind of music. Most pieces are tangos, followed by a handful of “vals” and a few North-American dances—yet, no milongas.

Advertisement Victor Talking Machine Co., Buenos Aires, 1917
Advertisement Victor Talking Machine Co., Buenos Aires, 1917
In the course of the second decade of the 20th century, tango developed a stronger identity as dance music. The “repertorio criollo” in the example appears divided into vocal and dance pieces. Wind bands and symphonic (theater) orchestras are replaced by “orquestas típicas” and (also slowly disappearing) “rondallas” (that is, orchestras consisting of violins, mandolins, flute and piano). By far the most common dance recorded is tango, followed by vals, some occasional “criollo” or “foreign” dances. Milongas, however, appear neither as dance nor as vocal music.

In the 1920s, one can occasionally find recordings of pieces that are identified as milongas. They are not dance pieces, however, but songs, typically with guitar accompaniment. The following example includes two milongas: one is composed and sung by Rosita Quiroga, the other is composed and sung by the duo Néstor Feria (“El Gaucho Cantor”) and Ítalo Goyeche.

Advertisement Discos Victor, Buenos Aires, 1923
Advertisement Discos Victor, Buenos Aires, 1923

In summary, sales advertisements of music records from the first three decades of the 20th century 
demonstrate that tangos were recorded and sold from the very beginning of music recording in Argentina. The formation of a standard tango orchestra and a focus on dance music commenced after 1912, when tango had become popular in Paris and received world-wide attention. Records with milongas, on the other hand, were rarely advertised, and these pieces were not recorded by orchestras but were songs with guitar accompaniment.

3. The Meaning of “Milonga” and “Milonguero” before 1930


From its very beginnings, tango was always associated with dance. Most tangos were composed as instrumental music, to be played by instrumental ensembles of various sizes. In the early days of tango, pieces with texts were relatively rare. Yet, if a text was written, it often broached the topic of dancing tango and dancing it well. In Villoldo's El Torito, for example, the narrator of the song prides himself with his skill in dancing the national Argentinian dances (which, incidentally, do not include the milonga):

Aquí tienen a “El Torito",
el criollo más compadrito
que ha pisao la población.
Dondequiera me hago ver
cuando llega la ocasión.
Pa' la danza soy ladino,
y en cualquier baile argentino
donde yo me he presentao,
al mozo más bailarín
he dejao acobardao.


En los bailes nacionales
nadie nos puede igualar,
pues yo y mi prenda formamos
La pareja sin rival.
Lo mismo bailamos tango
que gato con relación,
la zamacueca, el cielito,
la huella y el pericón.
Here he is, “The Bullock”,
the brashest criollo
ever to enter town.
I show myself everywhere
when I have the chance.
I am crafty in dancing,
and in every Argentinian dance
that I have performed,
even the best dancing lad
I have left daunted.

...

In the national dances
nobody is equal to us,
because I and my better half make
a pair beyond compare.
We dance tango just as
gato to a relación,
the zamacueca, the cielito
the huella and the pericón.


By contrast, the association between milonga and dance was much more ambiguous. One can find text sources that recount situations where one danced to the music of a milonga, but such descriptions remain very general and do not enter into specifics of the dance. The reason for this is, in part, that the term “milonga” was not only used to describe a specific type of music, but it was also used in a very general sense for events at which music was performed and, more specifically, the performance of a poem, sung to the accompaniment of a guitar.

Illustration, “La Milonga del Cocoliche”, Caras y Caretas, Buenos Aires, 1916
Illustration, “La Milonga del Cocoliche”, Caras y Caretas, Buenos Aires, 1916

The milonga, therefore, had a very strong association with poetry and the sung performance of a poem. In the late 19th and early 20th centuries, writing poetry was a very popular pastime in Argentina, enjoyed and practiced in all walks of life. The milonga was one of the popular poetic forms—like the vidalita, relación, décima, triste, etc.—and it was meant to be sung with or without guitar.



José Betinotti, Milonga Obsequio, 1913

As poems, milongas are narrative texts, that is, they consist of multiple verses and relate a story. Depending on the narrator, the text may describe a scene from country or city life, but many are sentimental accounts of misery and lost love.

It follows from the affiliation between milonga and poetry that the “milonguero”, the practitioner of milongas, was not a dancer (its modern connotation) but a composer or performer of milongas. In 1920, for example, the journalist Ricardo Sanchez described the milonguero as the urban counterpart to the rural itinerant singer, the payador:

The milonguero is well known in the Republics of the River Plate. His personality has something of the payador, the gaucho poet (admirably described by Ascasubi). With the exception, however, that the latter encompasses wider horizons and, improvising to the cadence of the music, raises his inspiration from the ardent patriotic song that electrifies, to the moving sentimental triste; whereas the former cultivates a special genre, eminently marked, with a suburban flavor that his mates enjoy.

There is another distinction to be made as well. The payador is an exclusively rural type; he is the troubadour of our highlands and his stage are the bodegas and shelters of the countryside. The milonguero is found only in the cities. The locations in which he performs are the small cafés of the suburbs, the dance and gaming halls known as academias, where the most select of lower class fellows get together.
There are only a few legitimate milongueros among us. The majority of those who call themselves so are no more than routine imitators, or they sing—lacking that spontaneous inspiration of the early ones—what they have learned from memory. But the others are most of the time original and charming.

The association between milonga and singing continued through the 1920s and was expressed in tangos as well. The text of Carlos di Sarli's Milonguero viejo dedicated to Osvaldo Fresedo and  written by Enrique Carrera Sotelo, narrates the nightly serenade of a milonguero:

El barrio duerme y sueña
al arrullo de un triste tango llorón;
en el silencio tiembla
la voz milonguera de un mozo cantor.
La última esperanza flota en su canción,
en su canción maleva
y en el canto dulce eleva
toda la dulzura de su humilde amor.
The quarter sleeps and dreams
to the lullaby of a sad, weepy tango;
through the silence trembles
the milonguera voice of a young singer.
The last hope runs through his song,
through his beguiling song
and sweet singing he raises
all the sweetness of this humble love.

 Enrique Carrera Sotelo, Milonguero viejo


Even in 1931, when Homero Manzi and Sebastián Piana composed their Milonga sentimental and planted the seed for a new kind of milonga, the protagonist of the poem was a singer:

Milonga pa' recordarte.
Milonga sentimental.
Otros se quejan llorando
yo canto pa' no llorar.
...
Milonga que hizo tu ausencia.
Milonga de evocación.
Milonga para que nunca
la canten en tu balcón.
Milonga to remember,
sentimental milonga.
others lament weepingly,
I sing so as not to weep.
Milonga caused by your absence,
milonga of reminiscence.
Milonga so that they may never
sing it on your balcony.

Homero Manzi: Milonga Sentimental

4. Tango and Milonga As Musical Forms


The different purposes of tango and milonga resulted in different musical structures. Since the music of a milonga was an accompaniment to poetic text, the music was kept simpler in order not to distract from the vocal performance of the “milonguero”. Benotti's milonga Obsequio, given as an example above, begins with a short guitar introduction of four measures (a). Then, the first strophe of the milonga is sung, consisting for two phrases of eight and twelve measures (bc), respectively. The guitar introduction is repeated and the next strophe is sung, and so forth. The resulting musical form is a simple repeating scheme of introduction and strophe:

a bc a bc a …

Tango, however, was primarily instrumental music, and the musical form needed to be more elaborate to make it interesting to the listeners. We mentioned above that the tango “Don Pedro” consisted of three sections, the third part of which (C) being frequently labeled as a “Trio”. Such a three-part division is typical for tangos composed before 1930.

Each of the three sections has its own melodies, composed in a different character to distinguish it audibly from the others. In addition, the sections are harmonically differentiated, and here the “Trio” section was the one that provided the most striking harmonic “color” to the piece. The early composers, like Villoldo, liked to move into the relative major or minor key (depending on the main key of the piece), later composers were fond of the parallel major or minor key, respectively.

One may look upon the sections as building blocks from which a piece is constructed by means of repetition. A repetition scheme may look like AB C AB or ABC ABC A, but there is no general rule on how such a scheme is to be executed. In fact, much of the musical interest stems from the variety with which tangos can be formally organized. Re-arranging a repetition scheme was also a means for orchestras to create a version distinct from other orchestras.

5. From Tango to Milonga: Villoldo's El Porteñito


El Porteñito is one of Villoldo's most successful compositions, having been recorded numerous times in a long series starting before 1906. The record advertisements from 1906 and 1909, given above, include three versions: two for voice and orchestra—sung by “Mrs. de Campos” (1906) and Alfredo Gobbi (1909), respectively—and one orchestra version played by the house orchestra of the Victor company.


As one of the relatively few tangos that had a text, El Porteñito was recorded by many singers. The following example presents a French singer, Andrée Vivianne (or Andhrée Viviane, as she was known in Paris), who worked for some years in Buenos Aires and recordedit there in 1909.


El Porteñito, Andrée Vivianne, 1909

If the habanera rhythm and the tempo of the orchestra introduction hints at a modern-day milonga, the character of the piece changes once the singer begins with the first strophe; the tempo is slowed down considerably. In fact, the rendition is not a dance at all: there are too many tempo changes, ritenutos, and fermatas for any dancer to follow. This recording represents a typical concert performance of a song, as it would be given in a theater, varieté, or cabaret.

Alfredo Gobbi and his wife Flora Rodríguez recorded a similar version, also with orchestra accompaniment. However, they changed the text and turned the tango into another kind of stage performance they specialized in: a comic scene. El criollo falsificado tells the story of an immigrant to Buenos Aires who pretends to be a genuine “criollo” and is proud of his tango skills. His mangled Spanish and clumsy behavior unmask him, however, as a recently arrived “peasant gringo”, and he is duly ridiculed by the genuine “porteña” Flora Rodríguez.


El Criollo Falsificado, Flora Rodríguez and Alfredo Gobbi, 1906

In this recording, the orchestral interludes between strophes are replaced by dialogue. The performance is, therefore, even less of a dance than the Vivianne recording. However, since the subject matter of the text touches upon dancing, it is entirely possible that the Gobbis also danced during the performance—a tango, of course.

The following version of El Porteñito, recorded in 1949 by Adolfo Pérez and the Orquesta Típica de la Guardia Vieja, is actually the youngest one we are going to present. Yet, as the name of the orchestra and instrumentation (bandoneons, violins, a flute, and 2 guitars instead of a piano, no double bass) suggest, the orchestra tried to invoke a tango style of earlier times.


El Porteñito, Adolfo Pérez and the Orquesta Típica de la Guardia Vieja, 1949


Pérez's recording is an odd interpretation of El Porteñito, inasmuch as it mixes elements of different phases in the development of tango. An instrumentation with guitars and flute was characteristic of tango orchestras around 1915. At that time, melody and the accompaniment would have been clearly separated, with the guitar playing a clear and steadfast habanera rhythm. Just as the single flute, the violin and bandoneon were not always doubled in the orchestra. These instruments would have played the melody together, only occasionally adding some embellishments. Pérez's instrumentation is much more complex than that of early tangos. He introduces lots of counter melodies, full harmonies, lively bass lines that one would expect from a symphony orchestra rather than a tango band. In this respect, Pérez's El Porteñito is a product of the 1940s, but it was dressed up as a slow tango with a habanera rhythm in order to sound “historic”.

The Orquesta Típica Victor's rendition of El Porteñito, instead, is representative of the style of the late 1920s. Different from the examples presented above, the dotted habanera rhythm has completely disappeared from the accompaniment. Instead, a steady pulse of straight eighth notes provided by the piano and lower bandoneons is heard almost incessantly throughout the piece. It lends a march-like character to the recording and makes clear what the music is intended for: dance, that is, tango.


El Porteñito, Orquesta Típica Victor, 1928

Juan D'Arienzo recorded a number of Villoldo's tangos: some of them as milongas, others as tangos—including El Porteñito. Stylistically, his version of does not differ significantly from the one recorded by Típica Victor nine years earlier. Both orchestras have dropped the habanera rhythm, play in about the same tempo, and use the same instrumentation. Differences are mainly a matter of each orchestra's own style. For example, D'Arienzo has the bandoneons play a variación in section C and the last repetition of section A. And, as if to make his version sound even more like a tango, he changed the rhythmic structure and added more síncopas, most obviously in section B.


El Porteñito, Orquesta Típica Juan D'Arienzo, 1937

Our final example of El Porteñito, recorded 1943 by Ángel d'Agostino, is probably the best known version today.


El Porteñito, Orquesta Típica Ángel d'Agostino, 1943


The recording is a very clear example of a “modern” milonga: a dance piece with a speedy tempo and a well articulated habanera rhythm in the accompaniment. This milonga is no longer a song, a poem accompanied by a guitar. The text has been changed and shortened, just to be sung to two repetitions of the B section. In comparison to the earlier sung versions of El Porteñito presented here, the text has become secondary. The song has become a milonga as we understand it today: a piece of dance music.

It is clear that by the time of d'Agostinos recording, the very concept a milonga had changed since the late 1920s. This is a history of its own and beyond the scope of this presentation, but to demonstrate once more that musicians thought differently about the milonga before and after the 1930s, we present one more example.

In the late 1920s, many recordings were released whose titles evoke the milonga: “Cuando llora la milonga”, “Milonga”, “Milonga con variación”, “Milonga canyengue”, “La eterna milonga”, “Milonga criolla” (Canaro, 1928), etc. All these pieces were, however, tangos. Even Canaro's “Milonga criolla” of 1928, a tango, is not identical with his well-known recording of the milonga “Milonga criolla” of 1936. Some thirty years later, however, he recorded the tango again—this time under the title “Arrabalera” and turned into a … milonga.


Orquesta Típica Francisco Canaro (1936, 1928), Quinteto Pirincho (1960)




© 2017 Wolfgang Freis