Juan „Pacho“
Maglio, 1880-1934
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Die folgenden
Photographien erschienen 1915 in einer Wochenzeitschrift in Buenos
Aires. Der Artikel ist einer der
ersten, der einen Tangomusiker nicht als Einwohner der verarmten
Vororte Buenos Aires darstellt, sondern als überaus erfolgreichen
Berufsmusiker. Er schildert wenig über Maglios Leben und
Laufbahn, aber zur Zeit seines Erscheinens der Name „Pacho“
allgemein bekannt. Maglio gehörte zur ersten Schallplattenprominenz
der música criolla und des
Bandoneons.
Pacho Maglio mit seiner Frau Teresa
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Um
1915 war das Badoneon noch kein weit verbreitetes Instrument. Julio
De Caro berichtet in seiner Autobiographie, dass die Ankunft eines
neuen Bandoneons im Musikgeschäft seines Vaters eine kleine
Sensation war. Ein guter Teil der Tangomusiker von Buenos Aires fand
sich im Geschäft ein, um das Instrument zu begutachten
Ein
Grund für die verhältnismäßige Seltenheit des Instruments war
sein hoher Preis, der fünf mal höher lag als der einer Gitarre.
Auch
für Maglios Familie war es ein teures Instrument. Der Vater spielte
Bandoneon und Akkordeon. Schon als Kind wollte Pacho das Instrument
sehnlichst spielen lernen, aber die Familie konnte es sich nicht
leisten, ein ihm passendes Instrument zu kaufen, geschweige denn für
Unterricht mit einem Lehrer aufzukommen. Erst als Jugendlicher begann
er, Bandoneon zu spielen.
Pacho Maglio als Vierjähriger
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Wie andere Tangomusiker, die nicht in einem musikalischen Haushalt
aufwuchsen, begann Maglio seine musikalische Karriere mit 18 Jahren,
als er sich als Erwachsener von seinem Elternhaus unabhängig machen
konnte. Vorher hatter in einer Werkstatt als Mechaniker gearbeitet,
um zum Familienunterhalt beizutragen. 1898 nahm er Bandoneon-Stunden
bei Domingo Santa Cruz (dem Komponisten von Unión Cívica),
und ein Jahr später debütierte er als Berufsmusiker.
Pacho
Maglio war der erste Bandoneonist, der als Solist auf Schallplatte
aufgenommen wurde. Sein erstes Engagement in einem Café in einem
Vorort von Buenos Aires brachte ihm 3 Pesos pro Tag ein. 15 Jahre
später spielte er im Stadtzentrum und bezog ein stattliches
Einkommen von monatlich 550 Pesos.
Seine
erste Komposition, El
Zurdo, wurde 1912
veröffentlicht und verkaufte 2.000 Kopien. Innerhalb der nächsten
zwei Jahre folgten Un
copetín,
Armenonville,
Cuasi nada,
Adelita,
Chile,
und Anda pato,
die alle in mehreren Auflagen erschienen.
Zeitungswerbung für Schallplatten mit „Professor“ Juan Maglio, 1914
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1912
begann er, Schallplatten für die nordamerikanische Firma Columbia
aufzunehmen. „Pacho“ wurde ein allbekannter Name und Inbegriff
für Tango-Schallplatten. Maglio gab an, dass er in 1914 (dem Jahr,
in dem die obige Anzeige erschien) 12.000 Pesos durch Schallplatten
einnahm.
© 2018 Wolfgang Freis
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